Eben war meine Katze Lucy noch fit und gesund

Von jetzt auf gleich blieb meine Welt für einen Moment stehen. Eine Diagnose, die alles verändert. Es sank unmittelbar in mein Bewusstsein, dass meine Katze nicht ewig leben wird.

2015 ging es Lucy, einer meiner beiden Katzen, gar nicht gut. Zu dem Zeitpunkt war sie fast 14 Jahre alt.

Sie hat kaum noch gegessen, übergab sich viel, war schwach und in keinem guten Zustand. Mein Mann und ich fuhren mit ihr in die nahegelegene Tierklinik. Es folgte eine Vielzahl an Untersuchungen. Verdacht auf Bauchspeicheldrüsenentzündung. Entsprechende Medikamente, die sie eine Weile gut eingenommen hat und irgendwann verweigerte.

Außerdem wurde ein Schatten in ihrem Brustbereich festgestellt.

Die Empfehlung der Tierklinik war, diesen ‚Schatten‘ zu punktieren, Gewebe zu entnehmen und zu untersuchen. Je nachdem, was dann festgestellt wird, sollte eine weitere Operation folgen, um dann Gewebe zu entfernen.

Ich kann nicht beschreiben, in welchem emotionalen Ausnahmezustand ich zu dieser Zeit war.

Corinna-Maria-Pfitzer_Challenge-Intuition

Dieser Moment hat sich in mein Herz eingebrannt, als wäre es gestern gewesen.

Die empfohlene Punktierung wäre eine große Operation gewesen.

Eine Stimme in mir schrie: NEIN !! Das wird sie nicht überleben!

Es ist ein so großer Eingriff, mit Bauchschnitt und es ging ihr überhaupt nicht gut. So hat mein Herz, wider jede Vernunft und gegen den Willen meines Mannes, sich gegen diese Operation entschieden. Sollte es so sein, dass Lucy nicht mehr lange bei uns sein wird, wünschte ich mir für sie – für uns – dass sie ihr Leben genießen kann. Ohne Stress.

Heute ist mir bewusst, dass ich sie damals bereits einmal losgelassen hatte.

Ein Gespräch mit unserer Haustierärztin ist mir in Erinnerung. Dieser Satz, den ich schon oft gelesen hatte, dass man irgendwann den letzten Liebesdienst leistet, also sein Tier einschläfern lässt, beschäftigte mich. Ich fragte sie, ob sie auch nach Hause kommt, wenn es so weit ist. Sie bestätigte dies und ich nickte. Für den Moment war ich erleichtert.

In den nächsten Tagen beobachtete ich Lucy mit Argusaugen. Wird sie wieder gesund?

Wie in einem Theaterstück sah ich vor meinem inneren Auge immer wieder die Szene:

Ich rufe die Tierärztin an, sie kommt zu uns nach Hause. Lucy sieht uns fragend an. Wir sind bei ihr, sie bekommt eine Spritze. Sie wird nicht wieder aufwachen. Die Tierärztin verabschiedet sich. Wir bleiben mit der toten Katze zurück.

Ein Albtraum!! NEIN !!!

 

Wann soll der richtige Moment dafür sein? Was, wenn sie sich wieder erholt? Alles in mir zog sich bei den imaginären Szenen zusammen. Heute noch!

Das war im September 2015.

Corinna-Maria-Pfitzer_Challenge-Intuition

In diesem Moment wusste ich: NIEMALS kann ich diese Entscheidung treffen.

Das Thema blieb präsent. Wohlwissend, dass meine Katze irgendwann sterben wird.

Sterbebegleitung für Tiere

Und so fand ich 2017 Beate Bettina Schuchardt. Zu ihrem Herzensthema gründete sie eine Facebookgruppe. Hier geht es um natürliche, palliative Sterbebegleitung von Tieren und ihren Menschen. Hier habe ich in den Jahren von vielen Menschen und deren Geschichten gelernt.

Ihre Arbeit ist bis heute eine große Inspiration für mich.

Leider ist sie am 10. April 2022 bei einem Wohnungsbrand ums Leben gekommen.

Ich bin dankbar, dass sie uns von 2019 bis 2022 begleitet hat. So konnte ein Kater nach einer Tumordiagnose noch 528 Tage am Leben sein, ehe er die Seiten gewechselt hat.

Die regelmäßigen Gespräche per Tierkommunikation, sind heute noch beruhigend für mich. Wusste ich doch immer, wie es meinen Stubentigern geht, was sie sich wünschen.

So kam es zu diesem Austausch mit Cassie, meiner zweiten Katze, der mich demütig werden ließ.

Ich habe Cassie gefragt, was wir mit ihrem Körper nach ihrem Tod tun sollen. Was sie sich wünscht.

Ihre Gegenfrage war: warum fragst Du Lucy nicht diese Frage? Wer sagt Dir, dass ich zuerst sterbe?

Nur, weil ich körperlich nicht mehr so fit bin? 

Später sagte sie außerdem, wo im Garten sie beerdigt werden möchte. Ich bekam also noch die Antwort auf meine Frage. Aber auch den Hinweis darauf, dass das augenscheinliche nicht gleichzeitig das ist, was passieren wird. 

 

Über die Jahre lernte ich, dass Tiere wissen, wie Sterben geht.

Dass Lucy sterben wird, begleitet uns schon lange. Als Cassie 2021 starb sortierten wir uns neu. Aus einem Quartett wurde ein Trio. Wie schon für Cassie, wollten wir auch mit Lucy den Weg gemeinsam zu Ende gehen.

Dies bedeutete für meinen Mann und mich seit Jahren nicht mehr gemeinsam zu verreisen. Familienfeiern nahmen wir getrennt wahr, denn unsere Familien wohnen weit weg und Besuche dort sind mit Übernachtung verbunden.

In den letzten zwei Jahren wurden Tagesausflüge reduziert auf ein paar Stunden, um Lucy nicht zu lange allein zu lassen. Sie kam allgemein gut zurecht, doch wurde ich unruhig, wenn ich zu lange unterwegs war.

Für uns war das normal und selbstverständlich.

Von April 2023 an rechnete ich täglich mit ihrem Tod.

Erneut unterstützt durch eine großartige Tierheilpraktikerin an unserer Seite stabilisierte Lucy sich durch homöopathische Mittel immer wieder, wurde aber zunehmend schwächer und wackeliger.

Sie nahm gerade so viel Futter zu sich, wie sie für den täglichen Bedarf brauchte. Sie hat genau ausgetestet. War es zu wenig, fiel es ihr schwer, den Weg zum Katzenklo zu finden. Diesem körperlichen Verfall zuzusehen war für mich wahrlich nicht einfach und herausfordernd.

Und doch kann ich sagen ich bin 100%ig davon überzeugt, dass Lucy immer Herr ihrer Sinne war und sie hat ihr Leben ausgekostet bis zum Schluss. Bis ihr Körper abgewohnt war und nicht mehr konnte.

Kolleginnen aus der Tierkommunikation Ausbildung überbrachten mir Anfang Juni 2023 wunderbare, liebevolle Botschaften.

Sie hat es so sehr geliebt, bei uns zu sein. Deshalb ist sie so lange geblieben. 

An meinem 49. Geburtstag wollte ich abends noch einen Spaziergang an der frischen Luft machen. Lucy hat an diesem Tag viel erzählt, war gut drauf. Es war etwa 22.55h als mein Mann und ich das Haus verließen. Lucy hatte eben noch einen Happs gegessen und ich verabschiedete mich mit den Worten: Lucy, wir gehen noch eine kleine Runde raus. Bis gleich. 

Als wir 20 Minuten später nach Hause kamen, lag sie tot im Wohnzimmer. 

In diesem Moment war es ein Schock. Und doch war es der beste Zeitpunkt, den sie hatte wählen können. Ja, ich behaupte, Tiere – und auch Menschen – können steuern, wann sie ihren Körper verlassen. 

In Gesprächen nach ihrem Tod sagte sie: die Gelegenheit war günstig. Es war beruhigend zu wissen, ihr kommt gemeinsam vom Spaziergang zurück und seid füreinander da. Ich wollte keinen langen, traurigen Abschied. Auch mir wäre das schwer gefallen.

Das ‚bis gleich‘ schien mir die passende Verabschiedung. 

Danke, liebe Lucy, für alles, was Du mich gelehrt hast.

Für Deine Geduld, für Deine Liebe.

Für immer in Liebe verbunden, Deine Carola